DER MORGEN DANACH
POESIE AUF REISEN
Vers Sechs: DER MORGEN DANACH / am Port von Sacrow
POESIE AUF REISEN
Vers Sechs: DER MORGEN DANACH / am Port von Sacrow
POESIE AUF REISEN
Vers Fünf: IM FRÜHLING / in Grünheide
POESIE AUF REISEN
Vers Vier: SCHLAGZEILEN / auf Insel Poel
POESIE AUF REISEN
Vers Drei: ERWARTEN / in Nienhagen
POESIE AUF REISEN
Vers Zwei: THRONWÄRTS / am Ziegelsee Schwerin
POESIE AUF REISEN
Vers Eins: ZWEIERLEI / am Stadthafen Rostock
Sie schauen dich an oder auf dich,
schreiben von Mut, meinen gar Wut.
Werben für Stimmen, die sie nicht gewinnen.
Sie schauen mich an oder auf dich,
schreiben vom Leben, das sie für uns bewegen.
Verlangen ein Kreuz. Bereut’s? Bereut’s!
Es geht um Richtung bestimmen,
bestenfalls sich der Zukunft und Demokratie zu besinnen.
Beinahe Advent
Dem Oktober bin ich längst entwachsen,
der Herbst hat für mich ausgedient,
aus Gold wächst Grau in diesen Tagen,
aus Regen Schnee, Sturm war einst Wind.
Für Licht ist nun oft selbst zu sorgen,
die Einsamkeit schaut gern hervor,
das Gestern gleicht dem Übermorgen,
es friert der See, es schweigt das Moor.
Die Ruhe ist’s, die ich benenne,
als Höhepunkt und schönen Schein,
der Winter, den ich gut schon kenne,
kann mehr als Übergang nur sein.
Das Bett ist Freund, die Küche Liebe,
und drumherum mein Wunsch nach mehr,
ein Zauber straft den Alltag Lüge,
erst im Neujahr ich mich ihm verwehr.
Letzte Hochrechnung – den Menschen ein Wohlgefallen.
1. Verbeuge dich vor Neuigkeiten, die unwahr scheinen.
2. Leugne niemals deine Neigung zu Ausgrenzung und Verletzung auf großer Bühne.
3. Beachte dabei stets die Perfektion von Dilettantismus, der nach gleicher Augenhöhe riecht, sowie nach Mut zum Fehler schmeckt.
4. Unterschätze niemals den Hang zu Gefahr und verdrehter Blickweise.
5. Behüte dabei die Gier nach Hoffnung, nicht für die anderen, doch für dich allein.
6. Verlerne das Wort Schuld zu schreiben.
7. Sieh dich als Teil der Geschichte – der Untertitel fehlt dazu.
Ein Abschiedsbrief an NYC.
Fernweh gilt mancherseits als Beweis der eigenen Langeweile, muss gar als sicheres Zeichen für das Übergewicht des Realitätssinns herhalten oder ist vielleicht doch bloß eine Angewohnheit, die man mit Geld stillen kann.
New York City, du oft beschriebenes, abgeschriebenes Stück Fläche, zu der jeder angefangene Satz pathetisch oder provinziell erklingt.
In keinem Moment fühlt man sich dermaßen als fremd und Reisender, wie in jenem des Ankommens. Mit Gepäck, fragendem Rundumblick und der unweigerlichen Tatsache, nicht dazu zu gehören.
Ein Trost und Schande zugleich, dass es jedes erste Kennenlernen einmal nur gibt.
Selbst wenn die Gerüchte deiner chronischen Schlaflosigkeit nicht gedenken abzuflachen, komme ich in deiner Nähe sehr bald zur Ruhe. Trotz all der Weite und Höhe, der nicht zu leugnenden Dynamik, egal ob Showlaufen oder unabgesprochenes Grundtempo, geht man mehr noch aufrecht als geduckt zwischen Brooklyn, Manhattan und all deren Ausläufern.
Niemand – am wenigsten ich selbst – erwartet, das öffentliche Verkehrsnetz zu verstehen, trotzdem nehme ich immer wieder teil.
Hier hält man Schirme noch in Ehren, zahlt sich deren Nutzung schließlich aus. Für den Hang zu verlaufenem Käse darf man sich hier nicht schämen. Als Verfechter von Werbeverbot auf öffentlichen Plätzen hast du schwere Stunden.
Als purer Rückzugsort funktionierst du kaum. Ist man da, ist man bei dir. Schaut man dich an, hört man dir zu.
Dann sind Tage vergangen, man hat sich an dich angenähert, angepasst und deine Existenz mit Erinnerungen addiert – und doch verlässt man dich mit dem Bild nach außen, mit welchem man gekommen war: Beladen, prächtig überfordert und unklar, schnellen Schrittes unter grauen Wolken. Mit dem guten Gewissen, jedes zweite Kennenlernen bloß einmal zu haben.